Überall hört man derzeit: Spaniens Industrie ist im Aufschwung, auch Griechenlands Wirtschaft wachse wieder, Irland und Spanien verlassen den Rettungsschirm, und im Koalitionsvertrag der neuen deutschen Regierung ist die Finanzkrise kein Thema. Ruhe und Aufschwung, wir sollen beruhigt sein.

Wachstum mit halbierten Löhnen

Zurück zur „Normalität“. Aber angekommen sind wir in einer ganz anderen Gesellschaft. In der Normalität einer Jugendarbeitslosigkeit um 58% in Griechenland, Spanien und Portugal. Der Massenexodus junger gut Qualifizierter schönt diese Ziffern sogar. Eine ganze Generation wird geopfert. Die Wirtschaft wächst zwar wieder, nun aber mit halbierten Löhnen befristet Beschäftigter und abgebauten und privatisierten Sozialsystemen. Wir sind auf einem neuen Level der neoliberalen Gesellschaft angekommen. Die Reichen sind mit der Krise im Schnitt reicher geworden. Und die Mittelschicht und die Ärmeren radikal ärmer.

Auch Deutschland verändert

In Deutschland mag dieses Ergebnis der Krisenbewältigung nicht so sichtbar sein. Aber wenn 40-60-Jährige ihren eigenen Start ins Berufsleben mit dem heutiger Berufseinsteiger vergleichen, werden sie die radikalen Veränderungen bemerken. War damals die Sicherheit unbefristeter Arbeitsverträge mit Tariflöhnen die Regel, hangeln sich heute Berufsanfänger trotz bester Ausbildung von Praktikum zu Praktikum und von Fristvertrag zu Fristvertrag. Selbst reiche Konzerne wie Airbus halten sich nur noch einen Stamm Festangestellter. Mindestens ein Drittel der Beschäftigten sind Zeit- und Werkverträgler. Hinzu kommt die Auslagerung von Arbeit in Zulieferer und Sub-Subunternehmen, wo vielfach Tarifverträge nicht verbindlich sind. Vor allem setzen aufstrebende Industrien wie Amazon Maßstäbe. Dort nimmt man sich einfach den Tarifvertrag der günstigsten Billiglohnbranche. Neueingestellte erhalten grundsätzlich Fristverträge. Nur „Bewährte“ erreichen die nächste Frist. Die Schere zwischen Lohnabhängigen und den von ihrem Eigentum Lebenden hat sich auch in Deutschland insbesondere in den letzten fünf Jahren immer weiter aufgetan.

Finanzkrise ade?

Vor der jüngsten Krise 2007/8 war es nur die US-Zentralbank FED, die glaubte, allein mit der Infusion zu fast null Prozent verzinster Zentralbankmilliarden die dahin dümpelnde US-Wirtschaft anheizen zu können. Herausgekommen war vor allem eine massive Förderung der sog. Finanzindustrie. Sie machte aus praktisch umsonst zur Verfügung gestellten Anleihen im Interbankenhandel verbriefte Finanzprodukte mit ca. 8% Verzinsung – ein wunderbares Geschäft, das wesentlich zu der Blase von 2007 beitrug. Heute betreibt neben der FED auch die Zentralbank der EU und die Japans aus derselben Notlage eine (fast-)Nullzinspolitik. Wieder profitieren vor allem Banken. Sie leihen sich hunderte Milliarden von der EZB für 0,25% Zinsen. Damit kaufen sie griechische, italienische, spanische und portugiesische Staatsanleihen. Diese bringen zw. 5 und 8% Zinsen. Eine gewaltige Bankensubvention!

Europäische Bürger und Bürgerinnen mit Sparbüchern, Lebensversicherungen u. ä. werden durch die minimale Verzinsung in Kombination mit Inflation in dem Maß enteignet wie diese Banken gefüttert werden! Auch hier derselbe Mechanismus: Umverteilung von unten nach oben.

Bankenregulierung ein Papiertiger

„Eigenhandel der Banken rigoros eingeschränkt“, tönt es durch alle Medien. Zu schön, um wahr zu sein, denn ohne diesen hätte es die Krise 2008 nicht gegeben. Nach der einschränkenden Definition, was unter Eigenhandel zu verstehen ist, betreibt lt. EU-Regelung z.B. die Deutsche Bank keinen Eigenhandel! Und vor der einst geplanten Abtrennung des Investment-Handels von den Großbanken ist die EU auf deren Druck hin ganz zurückgeschreckt.

Weitere Enteignung der Bürger für Bankenrettung geplant …

Anfang November 2013 hat der Internationale Währungsfond (IWF) darauf hingewiesen, dass die Staaten des Westens im Schnitt doppelt so hoch verschuldet sind wie vor der Krise. Deshalb seien sie künftig nicht mehr in der Lage, Banken zu retten, ohne selbst zu kollabieren. Die nächste Krise komme gewiss, egal ob in ein oder in drei Jahren, man müsse vorsorgen. Deshalb schlägt der IWF zusätzlich zur Nullzinspolitik eine 10-prozentige Zwangsabgabe auf alle Sparvermögen vor!

… und bereits beschlossen!

Der neue EU-Bankenrettungsfond soll angeblich verhindern, dass bei einer Krise erneut Staaten zur Kasse gebeten werden. Allein von den Banken finanziert soll er 45 bis 65 Mrd. € Sicherheit bieten. Doch in der letzten Krise hat die Bankenrettung mehr als 1,6 Billionen € gekostet und entsprechend die Staatsschulden erhöht. Da der Rettungsfond mit Sicherheit nicht ausreicht, hat man im Nachsatz vereinbart, was dann passiert: Dann werden als erstes die Anleger und Gläubiger zur Kasse gebeten. Mit den Gläubigern sind die Sparer gemeint! Einlagen bis zu 100.000€ bleiben zwar unangetastet. Aber sicher ist das nicht.

Wenn das auch nicht reicht, muss der Europäische Schutzschirm (ESM) einspringen – also doch wieder die Steuerzahler! Das kann dann mit allen Folgewirkungen auch den deutschen Bundeshaushalt sprengen. Damit droht, was in jüngster Zeit zahlungsunfähigen Staaten wie Argentinien ereilte: Zuerst vergreift man sich an den Renten, dann an anderen Sozialversicherungen .

Titel des Films präzisiert

Auf Grund von Erfahrungen bei den Dreharbeiten haben wir den Titel des Films korrigiert. Jetzt heißt er: „Wer Rettet Wen? – Die Krise als Geschäftsmodell auf Kosten von Demokratie und sozialer Sicherheit“. Sicher gab es 2008/9 etwas zu retten. Aber wie gerettet wurde, und wie diese Politik bis heute fortgesetzt wird, zeigt eindeutig, dass die Wohlhabenden der Erde es geschafft haben – und immer besser schaffen –, ihre Verluste auf die Allgemeinheit abzuwälzen und die demokratischen sozialen Rechte derer abzubauen, die die Rechnung bezahlen müssen.

Organisationen halten sich zurück

Nun haben bereits knapp 2.000 engagierte BürgerInnen aus sieben Ländern 117.000 € für das Filmprojekt zusammengetragen. Das sind mehr als doppelt so viele Menschen als bei „Water Makes Money“. Allerdings haben Organisationen wie Gewerkschaften bei „Wer Rettet Wen?“ bisher nicht einmal ein Zehntel so viel beigetragen wie bei letzten Projekt. Auch kein TV-Sender hat bisher den Mut gefunden, sich zu beteiligen. Deshalb müssen viele Mitglieder des „Wer Rettet Wen?“- Teams bislang noch teilweise ehrenamtlich arbeiten. Es ist eigentlich nicht akzeptabel, dass gerade Engagierte oft auf angemessene Honorare verzichten müssen.

Deshalb die Bitte an Sie:

  • Sprechen Sie Ihre NachbarInnen, Ihre KollegInnen und FreundInnen an.
  • Wenn Sie Kontakt zu Medien haben, initiieren Sie einen Bericht zum Projekt.

So viel fehlt jetzt ja nicht mehr. Aber die 130.000 € sollten mindestens geschafft werden!

Wer ab 20€ spendet, erhält eine DVD des Films, mit dem Recht, ihn (nicht kommerziell) aufzuführen. Dasselbe praktiziert bei Water Makes Money zeigt, was so erreicht werden kann.

Es grüßt herzlich Ihr WerRettetWen-Filmteam.

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! | www.wer-rettet-wen.org | Wer rettet Wen auf Facebook

Empfänger:  Wer Rettet Wen?  Konto-Nr.: 2020346200  GLS Bank, BLZ: 43060967 IBAN: DE49430609672020346200   BIC: GENODEM1GLS