SchwindlerVom „Schwindler" zum Ministerpräsident
Soweit erstaunlich genug. Doch 12 Jahre später taucht derselbe „Schwindler" Papadimos wieder auf als Ministerpräsident und Retter Griechenlands. Anfang 2011 war das Land bereits in einer verzweifelten Lage: Die Auflagen zum ersten Hilfspaket der EU hatten Spuren hinterlassen: Der Umsatz an Nahrungsmitteln war um 39% zurückgegangen, die Investitionen um 50%. Apotheken gaben Medikamente nur noch gegen Bargeld aus. Rezepte wurden nicht mehr akzeptiert, weil die Krankenkassen nicht mehr zahlen können. Die Krankenhäuser standen vor dem Kollaps. Da kündigte Staatspräsident Papandreou ein Referendum zum „zweiten Hilfspaket" an. Der Troika aus Europäischer Union (EU), Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfond (IWF) war dies jedoch ein zu hohes Risiko. Papandreou wurde zum Rücktritt gedrängt und durch den inzwischen ins Amerikanische umbenannten Lucas Papademos ersetzt. Der als „Technokrat" Vorgestellte schwor außerhalb des Parlaments in Abwesenheit der Parlamentarier mit der rechten Hand auf die Bibel den Amtseid. Der orthodoxe Erzbischof Hieronymos von Athen, dessen Kirche keine Steuern. zahlt, sang dabei das Kyrie Eleison (Herr, erbarme dich).
Herr Papademos hatte nun wieder eine heikle Aufgabe: Noch waren die griechischen Staatsschulden das Risiko der internationalen Finanzhäuser. Doch die „Märkte" wetten längst auf den Bankrott Griechenlands. Da wird es den Banken mulmig auf ihrem Schatz hochrentabler griechischer Schulden (mehr als 6% Verzinsung). Bei einem Crash konnten sie wertlos werden. Herr Papademos beruhigte die Banken. Als er abtrat, war das Risiko der griechischen Schulden nicht mehr das der Banken. Jetzt ist es unseres. Die weit mehr als 240 Mrd. € Schulden wurden auf Europas Steuerzahler übertragen. Wurden wir gefragt, ob wir die haben wollen? Jede Stunde wird diese Summe um 10 Mio. € mehr. Dafür hatten die Milliarden schweren „Hilfspakete" für Griechenland reiche Griechen reicher gemacht und Hedgefonds und Banken vor Verlusten bewahrt. Aus milliardenschweren „Hilfen" wurden privaten Vermögen. Und das Land wurde wirtschaftlich in den Abgrund gedrängt. Hunger und für jeden zweiten Jugendlichen Arbeitslosigkeit brachte der Rettungsschirm. Jetzt dürfen Griechen auch wieder wählen. Jetzt dürfen sie auch aus dem Euro austreten. (Weitere infos dazu: Lunapark 21 Spezial Griechenland & die Eurokrise)Eine Krise mehr, an der Goldman Sachs kräftig verdient und noch viel mehr verdienen wird: Mindestens 600 Millionen Dollar beträgt der Gewinn schon jetzt und Griechenland schuldet der Bank weiterhin 400 Millionen jährlich – bis 2037. Das sind insgesamt mehr als 10 Milliarden Dollar auf Kosten der europäischen Steuerzahler.

Brandstifter als Feuerwehr
Mit der Abwicklung der griechischen „Hilfspakete" beauftragte der Europäische Rettungsfonds die Wilmington Trust. Das Unternehmen hat den Firmensitz im Steuerspar-US-Bundesstaat Delaware und betreibt Tochtergesellschaften in den wichtigsten Steueroasen der Welt. Dieser "Hilfspaket-Beauftragte" weist u.a. seine Anleger darauf hin, dass das Hilfsprogramm scheitern könne, dass es sich lohne, auf Griechenlands Scheitern zu wetten. Die Helfer organisieren das Scheitern? Und nicht nur das. Im Londoner Sitz der Wilmington Trust hat auch eine besagte Titlos.php ihren Briefkasten. Das ist die Briefkastenfirma, die die „Ausbuchung" griechischer Staatsschulden ermöglichte. Beide Di¬rektoren von Wilmington Trust arbeiten gleichzeitig für die Titlos.php, die Griechenland zum Euro gemogelt hat. Die Retter sind also die Täter.
Bei den Tricksereien zum Euro-Beitritt und bei der anschließenden Rettung ging es offensichtlich niemals um das Wohl der griechischen Bevölkerung und deren Rettung. Stets ging es den Verantwortlichen von Papadimos zu Papademos, von Schröder zu Merkel vorrangig um das Wohl der Hauptverdiener an der Tragödie: der dort engagierten Banken. Zweitrangig waren ihnen die griechische Bevölkerung und die Europäischen Steuerzahler. Ihnen haben sie systematisch die milliardenschweren Risiken zugemutet.